Interview mit Sigmar Solbach
Lieber Herr Solbach, was kommt Ihnen als Erstes in Erinnerung, wenn Sie an Ihre Reise mit der Transsibirischen Eisenbahn denken? Natürlich ist es in erster Linie die Landschaft, diese Weite ist für uns aus dem engen Deutschland wirklich beeindruckend, aber auch die Begegnungen mit Menschen, die so gar nicht ins Klischeebild von den »Russen« passen.
Wie genau meinen Sie das? Ich glaube, dass ich einige Gesichter des Landes kennengelernt habe. Um aber den größten Teil der vielen Ethnien zu erleben, reichen zehn Tage bei Weitem nicht aus.
Geht einem das Rattern nicht doch irgendwann auf die Nerven? Ich bin Segler, da macht einem das Schaukeln, das Knattern und auch Knallen nichts mehr aus. Aber so leise säuselnd wie ein ICE bei uns ist die Transsib natürlich nicht. Es ist eben eine richtige Eisenbahn!
Wird es nicht schnell eintönig, zehn Tage lang aus dem Fenster zu schauen? Der Zug legt ja immer wieder Stopps ein, sodass man Gelegenheit hat, interessante Orte und Plätze zu sehen. Für mich kam die Muße, aus dem Fenster zu schauen, sogar zu kurz.
Ihre spannendste Begegnung der Reise? Die Menschen in einem sibirischen Dorf, wie ich es mir seit meiner Jugend vorgestellt hatte. In Retschoty haben die Leute nichts außer sich und das, was in ihrem Garten wächst, dafür aber eine Herzenswärme, die man bei uns lange suchen muss.
Gab es reichlich Kaviar und Wodka? Wodka gehört zu Russland wie Bier zu Bayern. Der Verzehr von Schwarzem Kaviar ist verboten, da der Stör inzwischen fast ausgerottet ist. Was leider nicht bedeutet, dass man den Kaviar auf dem Schwarzmarkt nicht bekommt – wie so ziemlich alles, was man will.
Nennen Sie uns die fünf besten Gründe für eine Reise mit der Zarengold … Die gesamte Organisation, die Sauberkeit, die freundlichen Stewards und Stewardessen, die lockere Atmosphäre im Zug und dass es die Zarengold überhaupt gibt.
Welches Vorurteil über Russland haben Sie nach Ihrer Zugreise über Bord geworfen? Jetzt nach meiner Reise weiß ich: Russland ist mehr als nur Mafia und Chaos.
Ihr Lieblingswort auf Russisch? Paschalsta, das heißt »Bitte« und klingt so weich und melodisch wie übrigens die gesamte Sprache.
Hat es ein Souvenir in Ihren Koffer geschafft? Ein einziges: Eine Holzmaske vom Baikalsee, die einen Schutzgott der Burjaten darstellt.
Noch einmal eine Zugreise? Oder gehen Sie auf Ihre nächste Reise lieber zu Wasser? Meine Leidenschaft sind und bleiben das Wasser und das Segeln, aber ich empfinde mich auch als Globetrotter, und darum bin ich offen für alles, was kommt. Und Zug gerne, wenn die Destination stimmt!